Günstiger Nahverkehr in Deutschland

Nicht nur die Deutsche Bahn macht immer wieder mit Preiserhöhungen von sich reden: Auch die öffentlichen Nahverkehrsbetriebe der Städte greifen ihren Bürgern immer tiefer ins Portemonnaie. Wo es in Deutschland am billigsten ist, den Nahverkehr zu nutzen, und welche Städte am stärksten zulangen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Günstiger Nahverkehr in Deutschland

Kosten für Pendler

Bei den Berechnungen für die Kosten der Monatskarte wurden nicht nur die tatsächlichen Kosten der Karte an sich herangezogen, sondern auch die durchschnittlichen Einkommen. So ist die Monatskarte in Gera mit 52,60 Euro zwar recht billig, doch aufgrund der ebenfalls niedrigen durchschnittlichen Monatseinkommen, ist die Belastung der Geraer Bürger mit 2,7% Anteil am Einkommen höher als zum Beispiel bei den Frankfurtern, wo die Karte 81,00 Euro kostet, das Durchschnittseinkommen aber auch wesentlich höher ist. Sie zahlen daher nur 2,5% ihres Einkommens für den Nahverkehr.

An der Spitze liegt übrigens die Hauptstadt Berlin mit einer Monatskarte für 78,00 Euro und einem Anteil von 3,2% am Bruttoeinkommen. Allerdings liegt dies auch daran, dass der Großraum Berlin in einem einzigen Ticket (Stufe AB) zusammengefasst wurde. Kritiker verlangen schon länger eine Aufteilung in A und B und entsprechend niedrigere Preise.

Richtig günstig ist es in Franken, wo die Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen ein gemeinsames Netz unterhalten: Hier kostet die Monatskarte pro Stadt 45,60 Euro, bei zugleich üppigen Durchschnittseinkommen, so dass der Anteil der Fahrtkosten nur 1,2% ausmacht. Im Jahresabo fallen die Kosten sogar auf 34,60 Euro pro Monat. Ähnlich günstig ist es in Darmstadt und Offenbach.

Wer in Großstadtnähe günstig pendeln will, sollte sich einen Job in Potsdam suchen: Hier kostet die Monatskarte nur 35,00 Euro - und Berlin mit seinen zahllosen Unterhaltungsmöglichkeiten liegt gleich nebenan (allerdings nicht im Geltungsbereich der Monatskarte).

Kosten für Touristen

So manchen Touristen bleibt die Spucke weg, wenn er beim City-Trip den öffentlichen Nahverkehr nutzen will. Auch in der Kategorie "Wochenkarte" ist Berlin Spitzenreiter - und verlangt von Besuchern 28,80 Euro für die Nutzung des immerhin auch sehr großen Streckennetzes. Damit bietet die Hauptstadt eines mehr als das beschauliche Siegen, wo der Besucher noch immer 24,50 Euro für die Wochenkarte hinlegt, gefolgt von den Rhein-Main-Städten Frankfurt (23,80), Mainz (19,80) und Wiesbaden (19,80). In den touristisch beliebtesten Städten Deutschland ist es dagegen überraschend günstig: In München kostet die "IsarCard" für eine Woche 13,70 Euro (Innenstadt), in Hamburg 16,00 Euro.

Anders sieht es aus, wenn nur ab und zu eine Einzelfahrt benötigt wird: Hier müssen München-Besucher oder Einheimische, die nur ab und zu den ÖPNV nutzen, für jede Fahrt 2,60 Euro hinblättern und damit genauso viel wie in Frankfurt, Kassel oder Mainz. In den günstigsten Städten Cottbus und Augsburg zahlen Fahrgäste für das Einzelticket nur etwa die Hälfte (1,40 Euro).

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland dabei im Mittelfeld, wobei Währungsschwankungen mit einbezogen werden müssen. Hier sind vor allem asiatische Metropolen wie Hong Kong (Einzelticket für 0,27 Euro) unschlagbar billig und osteuropäische Städte (z.B. Prag 0,73 Euro). Ein Paradox stellt Tokio dar: Für Besucher ist das Einzelticket mit 1,41 Euro sehr günstig, während Pendler in die japanische Hauptstadt für ihre Monatskarte unschlagbar teure 150 Euro berappen müssen.

Jenseits der Grenzen

Ein Blick in die Nachbarländer zeigt, dass ausgerechnet die als teuer bekannte Schweiz beim Nahverkehr sehr günstig ist: Ihre Einwohner zahlen lediglich 1 - 1,2% des Einkommens für das Pendeln mit Bus und Bahn. Allerdings gilt dies auch nur für Berufspendler und Monatskarten - bei den Touristen greifen Städte wie Zürich (31,32 Euro für eine Wochenkarte), Bern und Genf ungeniert zu. Für eine Kurzstrecke (bis zu vier Haltestellen) werden in Zürich fast zwei Euro verlangt - da lohnt es sich doch glatt, zu Fuß zu gehen.

Fazit

Wer als Pendler günstigen Nahverkehr nutzen will, ist vor allem in der Schweiz und in Süddeutschland gut aufgehoben. Hier sind die Kosten auf die durchschnittlichen Einkommen ausgerichtet und der Nahverkehr überzeugt durchweg durch ein dichtes Netz und einen engen Fahrplantakt. In anderen Regionen schwanken die ÖPNV-Preise dagegen so stark, dass es schwierig ist, eine gültige Aussage zu treffen - so bietet zum Beispiel Dresden relativ günstige Preise und ein gutes Netz, während das benachbarte Leipzig stark überteuert ist.

schreibt regelmäßig für UmfragenVergleich.

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