Interview mit einer Plasma-Spenderin

Wir haben eine ehemalige Plasma-Spenderin interviewt und mit ihr über das Thema Plasma spenden geredet. Denise ist 24 Jahre alt und studiert derzeit in Köln. Was ihre Beweggründe waren, welche Kriterien man zur Spende erfüllen muss oder wie der Verdienst dabei aussieht, schildert sie uns anhand ihrer Erfahrungen.

Plasma spenden ist besonders unter Studenten, aber auch anderen Berufsgruppen, weit verbreitet. Aber was macht das Spenden so attraktiv? Im Gegensatz zur Blutspende wird das Blut für eine Plasma-Spende filtriert, um so die Blutkörperchen von der Blutflüssigkeit, also dem Plasma, zu trennen. Ist der Vorgang abgeschlossen, werden die Blutkörperchen wieder in den Körper zurückgeführt, während nur die Blutflüssigkeit in einem Beutel landet. Da das Plasma nur knapp mehr als 50% der des Blutes ausmacht, vertragen viele Menschen diese Art des Eingriffes besser als beim Blut spenden. Meistens wird die Spende auch gut bezahlt. In vielen größeren Städten gibt es bereits Plasma Spende Zentren, die sich einzig und allein darum kümmern, Plasma zu sammeln.

Denise, wie kam es dazu, dass du zum Plasma Spender geworden bist?
Tatsächlich war es bei mir die Geldnot. Habe mich eine zeitweise etwas übershoppt, war zu oft in der Stadt feiern und habe dann auch noch gerne und viel Bio Essen eingekauft. Das hatte schließlich zur Folge, dass mein Konto in die Minuszahlen rutschte. Daher habe ich – zusätzlich neben dem Kellnern - das Plasmaspenden angefangen. Mehrere Bekannte haben mir zuvor davon erzählt. Vor allem von dem Vorteil, dass wenn du einen guten Nährwert hast, du innerhalb einer Woche 2x spenden gehen kannst. Allerdings muss man dafür meist 3 Tage Pause einrechnen. Das Institut hatte das Geld für Spendetermine folgendermaßen gestaffelt: 15 Euro, nochmal 15 Euro und jedes dritte Mal gab es dann 20 Euro. Danach fing es wieder von vorn mit 15 Euro an. Hat man einen Spenderschein voll, gibt es dafür 100 Euro. Aber das habe ich nie geschafft. Das Geld, sogar die 15 Euro, entsprachen meist dem Trinkgeldbetrag an einem normalen Kellnertag, weshalb es für mich durchaus lukrativ war. Und für nur etwa eine Stunde Arbeit, je nachdem wie gut das Blut floss, war das ein ziemlich guter Stundenlohn. Und vor allem konnte das mal eben so gemacht werden, bevor man dann Kaffee trinken ging mit Freunden.

Blutspenden und Tattoos

Muss man bestimmte Kriterien erfüllen, um Plasma spenden zu dürfen?
Ja, muss man. Man muss gesund sein, darf keine frischen Tattoos oder Piercings haben. Das war auch ein Grund, warum ich dann doch auf ein Piercing verzichtet habe. Ich wollte meine Geldquelle nicht verlieren. Drogenkonsum darf natürlich auch nicht nachgewiesen sein. Man muss sich auch von einem Arzt durchchecken lassen und jedes Mal erneut einen Bogen ausfüllen, der dich nach gewissen Szenarien fragt. Diese Fragen sollen herausfinden, ob eine Spendesperre oder eine erneute Untersuchung notwendig ist. Zum Beispiel wird man gefragt, ob man inhaftiert war oder tätowiert wurde. Und man wird nachdem man den Bogen ausgefüllt hat auch immer vorher von einem Arzt geschickt, der kurz auf Blutwerte, Gewicht, Blutdruck und Temperatur schaut. Das Gewicht ist besonders entscheident, da anhand des Gewichts ermittelt wird, wie viel man spenden darf. Auch wird immer gefragt, ob man Nebenwirkungen nach der letzten Spende gespürt hat.

Gibt es weitere Bedingungen, an die eine Spende geknüpft ist? Wie oft darf man spenden?
Man muss sich vor der Spende gut fühlen und sollte keine Kreislaufprobleme haben. Außerdem sollte man gut gegessen und viel getrunken haben, bis zu 3 Liter.

Wie läuft eine typische Spenden-Sitzung ab?
Zuerst kommt man rein, nachdem man vorher einen Termin telefonisch oder nach der letzten Spende ausgemacht hat. Man gibt seinen Spenderpass oder den Personalausweis ab und bekommt einen Fragebogen und etwas zu trinken wie Saft oder Kaffee. Dann wird man, nachdem man den Bogen wieder abgegeben hat, aufgerufen und vom Arzt durchgecheckt. Danach muss man warten, bis man von den Mitarbeitern in den Spenderaum gerufen wird. Die Mitarbeiter fragen dann nach deinem Spendearm. Ich habe immer links genommen, denn falls etwas schief gehen sollte ist mein Schreibarm, rechts, nicht beschädigt. Dann wird man nach der Spendernummer und dem Geburtsdatum gefragt und es geht los. Je nachdem wie gut das Blut fließt, kann es länger als eine Stunde dauern. Wenn es sehr gut läuft, dauert es etwa 45 bis 50 Minuten. Zwischendrin wird immer geschaut, ob man nicht ohnmächtig geworden ist, daher darf man auch nicht in der Zeit schlafen. Danach wurde man verbunden und hat seinen Personalausweis oder Pass abgeholt. Die Bezahlung gab es auch sofort und auch noch etwas süßes zum Trinken für den Kreislauf.

Wie überbrückst du die Zeit, in der du spendest?
Viele lesen Zeitschriften oder Bücher. Am Anfang fand ich es herausfordernd, eine Stunde Nichts zu tun. In den Prüfungsphasen meines Studiums habe ich dann aber doch Uni-Literatur gelesen und ausgewertet.

Wie ist die Betreuung vor Ort bei der Plasma Spende?
Sie wirkten immer bemüht.

Plasmaspenderin im Interview


Wie viel Zeit verwendest du effektiv aufs Plasma spenden?
Ich habe es nie regelmäßig gemacht, daher war der Zeitaufwand wohl eher geringer. Insgesamt wurde es mir dann doch zu lästig. Aber sobald ich bisschen Geld brauchte, um zum Beispiel am Wochenende feiern zu gehen, bin ich wieder zur Spende. Insgesamt kann ich es nicht sagen, da ich gewissermaßen nur in „Notfällen“ hingegangen bin als es mir zeitlich passte und Geld von Nöten war. Ich vermute, ich war etwa um die 15 Mal zur Spende, sicher bin ich mir allerdings nicht. Für eine Spende musste man aber schon etwa 2 Stunden Zeit einplanen.

Würdest du Plasma spenden als deinen Nebenjob bezeichnen?
Ja, absolut. Genau so habe ich es immer gesehen. Nur eben ohne die Verpflichtung eines normalen Nebenjobs, da ich mir immer aussuchen kann, ob ich hingehe oder nicht. Ohne die Entlohnung würde ich es auch nicht freiwillig zur Spende gehen.

Welche Vorteile hat es, regelmäßig Plasma zu spenden?
Man bekommt gemessen am geringen Zeitaufwand schnell viel Geld. Man kann das Spenden auch gern als kleines Pausenintermezzo sehen, indem man mal zur Ruhe kommen muss. Man kann schließlich nicht viel machen außer lesen. Und man tut trotzdem irgendwie etwas Gutes. Zumindest glaubt man das.

Wie reagiert dein Freundeskreis auf das Plasma Spenden? Spenden andere auch oder bist du dort eher „auf dich allein gestellt“?
Viele finden es ekelig wegen der Nadel im Arm. Ein paar meiner Freunde gehen aber auch zur Spende, aber die meisten haben keine Lust. Aber keiner in meinem Freundeskreis verurteilt es.

Wie wichtig ist dir der Faktor „Gesundheit“ bei der ganzen Sache?
Eigentlich fand ich die Zwischenkontrollen vom Arzt immer sehr sinnvoll und gut. So wusste ich beispielsweise, dass ich definitiv keinen Eisenmangel habe. Ich hatte nur immer ein bisschen Angst um meinen Arm, dass mal eine Ader kaputt geht und mein Arm gelähmt sein könnte oder ähnliches. Aber man wurde über eventuelle Risiken aufgeklärt und es wurde einem gesagt, dass dies sehr selten vorkommt. Aber ich bin trotzdem immer auf Nummer sicher gegangen und habe nie meinen rechten Arm hergegeben.

Plasma spenden rettet Leben, wie bewusst ist dieser Gedanke, wenn du losgehst, um zu spenden?
Als der EHEK-Skandal war und Plasma Mangelware, da habe ich das erste Mal realisiert, wie wichtig Plasmaspenden sind. Allerdings weiß ich nicht mehr, ob mir überhaupt mitgeteilt wurde, für was das private Unternehmen die Spenden überhaupt verwendet. Ich habe für Medikamente im Kopf, weiß es aber nicht mehr mit Sicherheit. Also ob ich für solche Fälle wie EHEK einen positiven Beitrag leisten konnte, bezweifle ich. Eher denke ich, dass lediglich die Pharmaindustrie davon profitiert.

Was würdest du Leuten mit auf den Weg geben, die bisher noch nicht Plasma spenden waren? Würdest du es weiterempfehlen?
Man muss mit Nadeln zurecht kommen und es fühlt sich ab und an ekelig an. Narben am Arm kann es auch geben. Ich fand es spannend herauszufinden, wie man eine Stunde für sich selbst sein kann. Ich habe eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht, hätte es aber nie regelmäßig getan. Manchmal hatte ich danach Kreislaufprobleme, mein Arm tat weh oder ich hatte blaue Flecken. Ich habe die Freiheit genossen es zu tun, wann ich wollte. Ich wollte es nicht auch noch zu einer Verpflichtung werden lassen. Aber ja, ich würde es weiterempfehlen, vor allem den Leuten, die gerne schnell 15 Euro mehr in der Tasche haben wollen.

Vielen Dank Denise, dass du offen deine Erfahrungen mit uns geteilt hast!

schreibt regelmäßig für UmfragenVergleich.

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