9 Tipps gegen Telefonspam – Schützen Sie sich vor Werbeanrufen

Eigentlich wurde 2009 das Gesetz zur Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung und zur Verbesserung des Verbraucherschutzes bei besonderen Vertriebsformen erlassen. Zwar gab es seitdem tatsächlich einen spürbaren Rückgang bei typischer Telefonwerbung durch seriöse Unternehmen, doch stattdessen häuften sich die Beschwerden über Werbeanrufe zu Lotterie- und Gewinnspielen.

Für einen unerwünschten Werbeanruf soll der Anrufer ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro zahlen müssen. Wer die eigene Nummer unterdrückt um seine Identität zu verschleiern, soll bis zu 10.000 Euro zahlen. Soweit die schöne Theorie.

Mann ist genervt von unerwünschten Werbeanrufen


Der Haken: Hinter diesen Anrufen stehen meist organisierte kriminelle Banden, die sich nicht um die schärferen Gesetze scheren und wissen, dass die meisten Ermittlungsverfahren eingestellt werden, weil die Täter nicht ermittelt werden können. Doch auch (halbwegs) legale Firmen greifen nach wie vor zu sogenannten "Cold Calls" um ihre Waren loszuwerden. Wie also können Sie sich schützen?

1. Lassen Sie unterdrückte Rufnummern herausfiltern

Seit der Verschärfung des Gesetzes 2009 rufen viele Werber und Spammer mit einer unterdrückten Rufnummer an, die sich schwerer zurückverfolgen lässt. Außerdem siegt bei vielen Menschen die Neugierde: Während eine unbekannte Nummer aus einer fremden Stadt leicht ignoriert wird ("Ich kenne niemanden in Niederhofen-Budelsbach") besteht bei einer unterdrückten Nummer die Möglichkeit, dass es sich um den Orthopäden, bei dem Sie seit drei Monaten auf einen Termin warten, handelt, oder um den hübschen Typen aus der Mensa, dem Sie Ihre Nummer in die Jackentasche geschmuggelt haben.

Die Telefongesellschaften bieten jedoch die Möglichkeit, Anrufe mit unterdrückter Rufnummer von vorneherein herauszufiltern und nicht durchzustellen. So erliegen Sie erst gar nicht der Versuchung und erhalten weniger nervige Werbeanrufe.

2. Blicken Sie der Post auf die Finger

Was kaum jemand weiß: Wird der Deutschen Post bei einem Umzug ein Nachsendeauftrag erteilt, muss der Auftraggeber der Post aktiv die Datenweitergabe an Dritte verbieten. Achten Sie also darauf, dass Sie diesen Punkt ankreuzen! Die Post gehört zu den übelsten Adresshändlern Deutschlands und scheut sich nicht, Ihre Adresse an Lotteriefirmen, windige Kreditinstitute und ähnliches zu verscherbeln. Und wer einmal Ihre (neue) Adresse hat, kommt auch leicht an Ihre Telefonnummer.

3. Raus aus dem Telefonbuch

Telefonbücher - egal ob moderne digitale im Internet oder die ziegelsteinschweren Druckausgaben - sind eine weitere beliebte Quelle für Spammer. Dank bestimmter Telefonsoftware, den sogenannten "Predictive Dialers", ist es möglich, tausende Telefonnummern gleichzeitig anzuwählen. Wenn jemand abhebt, wird er mit einem echten Callcenter-Mitarbeiter verbunden. Umso wichtiger ist es, die eigene Telefonnummer möglichst nicht öffentlich zugänglich zu machen - das gilt für das Telefonbuch ebenso wie für Social Media-Portale.

Unerwünschte Werbeanrufe


Besonders gefährdet sind ältere Menschen mit generationstypischen Vornamen wie Elfriede, Hildegard, Anton, Egon oder Otto: Sie werden häufig Opfer von "Enkeltrick-Banden", die im Telefonbuch gezielt nach solchen Namen suchen, hinter denen sie ältere Menschen vermuten. Diese stehen häufig auch einfach aus Gewohnheit seit 30-40 Jahren im Telefonbuch und sind damit leicht zu finden. Schützen Sie Ihre älteren Familienmitglieder, in dem Sie sie aus dem Telefonbuch löschen lassen und über Betrugsmaschen wie den Enkeltrick aufklären.

4. Was ist der Enkeltrick?

Dabei rufen Kriminelle ältere fremde Menschen an und geben sich als Enkel aus, zu dem der Kontakt vor vielen Jahren verloren ging. Dabei vermeiden sie es, einen Namen zu nennen, bis der Angerufene von selbst sagt "Ah, Stefan, bist du's?". Gerade einsame alleinstehende Senioren freuen sich oft so sehr, von einem angeblichen Verwandten zu hören, dass der Verstand schnell abgeschaltet wird.

Statt den vermeintlichen Enkel nach konkreten Details zu fragen, um die Identität zu überprüfen, lassen sie sich einen Bären aufbinden, wonach der Enkel durch ein Unglück hohe Schulden aufgetürmt hat oder unbedingt 20.000 Euro braucht um seine tolle Geschäftsidee zu verwirklichen - und überweisen arglos das gewünschte Geld auf ein fremdes Konto. Wer einmal auf einen solchen Betrüger hereingefallen ist, muss sich auf weitere Anrufe gefasst machen - die Kriminellen wissen nun, dass der Telefonanschluss einem leichtgläubigen aber wohlhabenden Menschen gehört.

Taucht ein verschollener Verwandter auf und will Geld, fragen Sie ihn nach Familiendetails (Namen, Geburtsdaten, Orte) und lassen Sie es auf ein persönliches Treffen ankommen.

5. Vorsicht bei Umfragen

Weil offensichtliche Werbeanrufe verboten sind, tarnen sich viele Spammer als Marktforschungsinstitut. Angeblich geht es um eine Umfrage zu Verbraucherthemen oder aktuellen politischen Themen. Dabei fragen sie fast beiläufig nach persönlichen Daten wie der Postanschrift, dem Geburtsdatum, dem Einkommen oder der Bank.

Vorsicht! Ein seriöses Marktforschungsinstitut fragt in der Regel höchstens nach einer Altersgruppe und/oder dem Bundesland. Konkrete Daten wie die eigene Adresse oder das Geburtstagsdatum sollten niemals verraten werden - und das Einkommen oder die Bankverbindung geht ohnehin niemanden etwas an. Kommt Ihnen etwas spanisch vor, legen Sie lieber sofort auf.

6. Den großen Hauptgewinn gibt es nicht

Die beliebteste Masche sind jedoch Gewinnversprechen. Spammer erklären am Telefon, dass Sie Glückspilz gerade 25.000 Euro gewonnen haben - um das Geld zu bekommen, müssen Sie jedoch noch eine (kostenpflichtige) Nummer anrufen und Ihre Anschrift und Bankdaten hinterlassen. Wer dies tut, hat schon verloren: Statt sich über eine Einzahlung von 25.000 Euro zu freuen, werden Sie vermutlich bald feststellen müssen, dass Ihr Bankkonto leergeräumt wurde. Die Spammer setzen auf die alte Weisheit "Gier frisst Hirn" und behalten leider all zu oft recht. So mancher eigentlich intelligente bodenständige Mensch hat sich mit "Es könnte ja wirklich stimmen…" böse in die Nesseln gesetzt.

Ignorieren Sie Anrufe, die Ihnen große Gewinnsummen vorgaukeln!

7. Vorsicht bei Preisrätseln und Gewinnspielen

Bleiben wir beim Thema Gewinnspiele. Vielleicht schicken Sie ja gerne einmal Postkarten mit der Lösung zum großen Preiskreuzworträtsel der Woche ein, weil es ein Wochenende im Schwarzwald zu gewinnen gibt oder lassen sich im Internet zur Teilnahme an einem witzigen Quiz hinreißen, bei dem jeder Teilnehmer einen 10 Euro-Gutschein bekommt. Zwar sind die Gewinne und Belohnungen echt, doch den Unternehmen geht es nicht darum, Ihnen eine Freude zu bereiten: Sie bieten lediglich ein Zuckerl um an Ihre Daten zu kommen. Schließlich wollen Sie ja benachrichtigt werden, wenn Sie das Wochenende im Schwarzwald gewonnen haben, oder? Also müssen Sie auch Ihre Telefonnummer angeben. Dabei setzen die Firmen darauf, dass Sie im Winzig-Kleingedruckten übersehen, dass Sie mit der Teilnahme am Gewinnspiel auch zukünftigen Werbeanrufen des Unternehmens zustimmen - und schon bimmelt das Telefon wieder mit Spam.

Katze ist genervt vom Telefon

8. Zweitnummer für Spammer

Beim E-Mail-Verkehr ist es längst gang und gäbe: Die meisten Menschen nutzen eine offizielle E-Mail-Adresse für ihren regulären Schriftverkehr (zum Beispiel bei T-Online) und eine zweite E-Mail-Adresse (bei kostenlosen Webmailern wie GMX, web.de oder Gmail), die sie im Internet für Registrierungen, Onlineshops, Gewinnspiele und ähnliches nutzen. So geht der unvermeidliche Spam nur an diese Adresse, während die offizielle Adresse sauber bleibt.

Dieses Prinzip können Sie auch beim Telefon anwenden: Nutzen Sie hauptsächlich den Festnetzanschluss zuhause mit der seit 30 Jahren unverändert gebliebenen Nummer, legen Sie sich ein günstiges Mobiltelefon zu, dessen Nummer Sie für Registrierungen im Internet, Gewinnspiele und ähnliches nutzen. Klingelt es dann mit unbekannten oder unterdrückten Rufnummern, können Sie die Anrufe getrost ignorieren - oder das Handy ganz abschalten. Nutzen Sie schon jetzt hauptsächlich oder ausschließlich ein Mobiltelefon, legen Sie sich ein zweites günstiges Handy mir Prepaid-Karte zu (oder nutzen Sie Ihr altes Handy, das seit drei Jahren in der Schublade liegt). So können Sie die Zweitnummer preisgeben, während Ihre Hauptnummer von Spam verschont bleibt.

9. Wehren Sie sich!

Telefonspam gleicht einer Hydra: Wird ein Kopf abgeschlagen, bzw. ein Spammer unschädlich gemacht, kommen gleich drei Neue nach. Natürlich können Sie Werbeanrufe nicht im Alleingang aus der Welt schaffen, doch Sie fühlen sich besser, wenn Sie sich wehren. Werden Sie von Werbeanrufern belästigt, fragen Sie nach dem Namen und Ort des Anrufers und der Firma, die das Call Center mit den Anrufen beauftragt hat.

Leiten Sie die Informationen an die Verbraucherzentrale weiter. Verweigert der Anrufer die Auskunft, legen Sie sofort auf -Sie haben es mit Abzockern zu tun, die keine Sekunde Ihrer Lebenszeit wert sind.

Eine andere Methode, den Anrufer aus dem Konzept zu bringen, ist die Ankündigung, dass Sie das Gespräch "zu Ihrer eigenen Sicherheit" aufzeichnen werden. Egal ob Sie dies wirklich tun oder nicht - die Ankündigung reicht meist schon um den Anrufer in die Flucht zu schlagen. Mehr noch: Sie landen beim betreffenden Callcenter häufig auf einer schwarzen Liste und werden nicht mehr mit Anrufen belästigt.

schreibt regelmäßig für UmfragenVergleich.

Bildquellen: 1, 3.
Bild 2 ist von unserem Kollegen Max Holloway zur Verfügung gestellt worden. Danke, Max!